Hessen

Betta splendens Hochzucht

Ein wahrer klassiker

Allgemeine Infos

Seinen Namen trägt der Kampffisch aufgrund einer thailändischen Tradition. Schon vor vielen Jahren wurden Kampffische der Gattung Betta splendens für Kämpfe gezüchtet. Schon der König von Thailand, damals Siam, hielt und züchtete Betta splendens mit Leidenschaft. Dies jedoch nicht, weil sie von Natur aus höchst aggressiv sind, sondern weil sie durch ihr Aussehen pure Anmut signalisierten. Durch das einzelne Halten wurde irgendwann erkannt, dass die Tiere ein ausgeprägtes Revierverhalten aufweisen. Diese Aggressivität und besonders hübsche Tiere wurden genommen und gezielt auf diese Merkmale hin gezüchtet.

In der Natur findet man jedoch mehrer Männchen auf engem Raum. Denn trotz Revier sind diese Tiere untereinander sehr friedfertig, weshalb man auch problemlos die Wildform (!) mit einer Gruppe von 2 Männchen und 4 Weibchen in einem 54 Liter/ 60 cm Becken halten.

Dieser Wildform zu bekommen ist jedoch äußerst schwer. In Aquarien sollte man Betta splendens nicht Paarweise pflegen.

Oft werden kurzflossige Männchen verkauft, diese sind nur schwer von den
Weibchen zu unterscheiden.

Der ursprüngliche Betta splendens weist einen leicht gestreckten Körper auf, ist von der Grundfarbe beigebraun und weist grün-rote Pikmente in den Flossen auf. Je nach Vorkommen kommt auch ein leichter Blauanteil vor. Die Flossen der Männchen sind nur minimal größer als die der Weibchen, sind also generell kurz. Diese werden bis zu 7 cm groß.
 

Doch kaum ein Fisch in der Aquaristik kommt in so vielen Formen und Farben vor, wie die Hochzucht der Kampffische. Inzwischen gibt es mehr als 10 verschiedene Flossenvarianten, welche sich in kurzflossige und langflossige Tiere aufteilt.

Klassisch und im Handel gängig sind hier Crowntail (CT), Veiltail (VT) sowie Halfmoon (HM), typische und klassische Langflosser. Vermehrt sieht man nun aber auch Doubletail Halfmoon und Halfmoon Plakat im Handel, denn das Interesse dieser Tiere wuchs in den vergangenen Jahren enorm! Recht neu gibt es bedingt durch Zucht und Selektion eine Zuchtvariante, welche 10 bis sogar 12 cm groß werden können. Diese Zucht wird mit „Giant“ (groß, riesig) betitelt. Auch in der Farbe sind diese Tiere enorm vielseitig. Die klassischen Farben wie blau, rot oder multicolor sind schon lange abgelöst und so findet man eine so große Vielzahl an Farben, das man sie kaum aufzählen kann.

Ganz schwarze Tiere, so genannte super black sind gerade bei HMPK schön anzusehen, aber in der Zucht eine sehr schwere Angelegenheit. So genannte Dragon, welche eine sehr intensive Farbe durch eine zweifach wirkende Schuppenschicht haben, sind ebenfalls sehr beliebt, aber auch mit Problemen verbunden, worauf wir am Ende eingehen werden. Steel blue, Butterfly, Melano, Mustard Gas – wir könnten Seiten darüber verfassen. Besonders sind hier aber die so genannten Marble, welche im Laufe des Alters und Wachstums ihr Farbkleid ändern können. Man merkt also, kurz zusammenfassen kann man das Erscheinungsbild dieser Tiere wohl kaum.

Optimale Beckengröße

Wie oben genannt, lassen sich die Wildformen ohne Probleme in einem 60 cm Aquarium in Gruppen pflegen. Für Hochzuchten ist dies jedoch eine nicht all zu optimale Variante und dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen sind die Hochzuchttiere auf Aggressivität gezüchtet. Anders als andere Hochzuchttiere -wie z. B. Guppy- ist dieses Tier nicht nur in Form und Farbe sondern auch in der Art völlig anders gezüchtet. Das Aggressive kommt von der Selektion und der Einzelhaltung (ähnlich wie bei dem Buntbarschhybriden „Flowerhorn“). Diese angezüchtete Eigenschaft macht eine Haltung von mehreren Männchen nahezu unmöglich. Ausnahmen gibt es (Habe ich selbst schon beobachten können), sind jedoch nicht die Regel. Von 1.000 zusammen gesetzten Männchen klappt es mit 2 Tieren. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen!

Wichtig sind Verkrautete Aquarien, mit geringer bis nicht nachweisbarer Strömung. Gut geeignete Pflanzen sind hier diverse Hygrophila, Vallisneria, Bacoba, Cryptocorybe, Farne und generelle dichte, schnell wachsende Pflanzen. Bei der Gestaltung sollte man ein Gleichgewicht zwischen dichter Bepflanzung und freiem Schwimmraum lassen. Daher eignet es sich am besten, den Hintergrund stark zu bepflanzen und den vorderen Bereich frei zu lassen, bzw. nur sehr kleine Pflanzen dort hin zu setzen.

Auch Laub im Vordergrund bietet Unterschlupf. Auch Schwimmpflanzen sind von Vorteil. Ein pH von 6,5 – 7,2 ist anzustreben, sowie eine Temperatur von 22 – 26 Grad. Auch die Beleuchtung sollte nicht zu grell gewählt werden, jedoch so hell, das die Pflanzen wachsen können. Weicher, feiner Bodengrund ist ebenso von Vorteil. Hier ist auch ein heller Bodengrund möglich. Das Gerücht, dass die Tiere hiervon gestresst sind, können wir keineswegs bestätigen.

Vergesellschaftung

Kurzum: Es handelt sich bei den Hochzuchten um absolute Einzelhaltung! Denn wie oben bereits erwähnt, sind diese Tiere auf Aggressivität gezüchtet und verhindern dadurch eine Haltung von zweier Männchen grundsätzlich aus. Auch mit Weibchen oder anderen Fischen gestaltet sich eine Vergesellschaftung nahezu unmöglich. Auch wenn man hier von einem „Kampffisch“ spricht, handelt es sich hierbei um sehr sensible Tiere, welche bei falscher Haltung schnell am Stress erkranken und verenden. Leicht abweichende Wasserwerte oder eine mangelhafte Gestaltung sind hier vergleichbar zur Vergesellschaftung ein weitaus kleinerer Stressfaktor. Sie sind es gewohnt, ihr kleines Revier zu besitzen und dies mit Gewalt zu verteidigen. Daher ist für uns eine Einzelhaltung in Becken ab 25 Liter für Kampffische ideal.

Hinzu kommt, dass einige sich Weibchen nur sehr schwer von Männchen unterscheiden lassen. Bei der Hochzuchtform „Plakat“ (Pla-Kat = siamesischer bzw. thailändischer Beißfisch) tragen nämlich die Männchen auch ein kurzes Flossenkleid und sieht daher dem Weibchen extrem ähnlich. Nur bei gesunden Weibchen kann man diese anhand von einem Laichansatz und der Form erkennen. Die Laichpapille ist leider kein sicheres Zeichen mehr. Die Chance, ein Plakat- Männchen aus einem Weibchenbecken im Handel zu bekommen ist sehr hoch.

Durch eine Vergesellschaftung mit Weibchen bilden diese, da es sich um Dauerlaicher handelt, viel und schnell Laich. Kann eine Paarung nicht erfolgen und schafft es ein Weibchen nicht von selbst, die Eier auszutragen, kann hier eine Laichverhärtung folgen, welche den Tod der Tiere verursachen kann. Auch gibt es hoch aggressive Weibchen, welche Geschwistertiere, andere Weibchen oder auch Männchen bis zu Tode bringen können. Daher halten wir auch von einer Weibchen-WG nichts. Die Erfahrungen zeigten, dass auch hier früher oder Später Probleme auftreten.

Eine Vergesellschaftung mit Wirbellosen ist eine Sache für sich. In gut bepflanzten Becken mit viel Moos und feinen Pflanzen ist die Chance einer Vergesellschaftung von Neocaridina gut möglich. Doch immer wieder muss man damit rechnen, dass die Garnelen vernascht werden könnten. Gleiches gilt für Schnecken. Eine Vergesellschaftung mit Armanogarnelen und Krebsen sollte unterlassen werden, denn hier leiden oft die Flossen der Betta. Möchte man Garnelen mit Betta vergesellschaften, sollte man darauf achten, dass man den Garnelen kein Trockenfutter zufüttert, denn dies kann von einem Betta aufgenommen und zu gesundheitlichen Problemen führen. Laub, Äste und andere Naturprodukte sind daher zu reichen!

Richtige Ernährung

Die Tiere leben rein Carnivor und ernähren sich in der Natur hauptsächlich von Fluginsekten und deren Larven. Auch der Magen unserer Hochzuchten ist nur dafür ausgelegt. Daher sollte auf Flockenfutter mit pflanzlichen Anteilen komplett verzichtet werden. Dies kann zu Mangelerscheinungen führen, Verstopfungen oder gar „Magersucht“. Söll bietet hier sehr gute Flakes und Granulate, hier kann alles gereicht werden, was keinen grünen und blauen Deckel hat. Auch diverses Futter von Dr. Bassleer kann hin und wieder zugefüttert werden.

Frost- und Lebendfutter sollte hier aber die Hauptnahrung darstellen, jedoch sollte man auf rote Mückenlarven verzichten. Krill, Artemia, Mysis, Daphnien, Shrimpfleisch, Tubifex ect. sind besonders gut geeignet. Aber auch gefriergetrocknete Mückenlarven, Artemia usw. eignen sich sehr gut. Besondere Leckereien bilden hier Drosophila, Mikroheimchen und Springschwänze – Eine Abwechslung ist hier das A und O.

Vermehrung

Kommen wir zur Fortpflanzung dieser Tiere. Wenn man züchten will, muss man sich vorher gut informieren. Hat man hierfür die nötige Zeit, das Geld und den Platz? Hat man den Platz für einzelne Behälter für jedes Männchen und gegebenenfalls für die Weibchen? Wohl gemerkt, aus einem Gelege können bis zu 200 Jungtiere Fallen, die zum Großteil separat gesetzt werden sollten. Grundsätzlich sollte eine Vermehrung vermieden werden und die Zucht bei Züchtern bleiben, welche sich mit den Genetischen Hintergrund befassen um unerwünschte Tiere zu vermeiden.

Das Männchen baut in einer geschützten Ecke des Aquariums ein Schaumnest, welches beachtliche Ausmaße annehmen kann; bis zu 15 cm im Durchmesser und 4 cm in der Höhe habe ich schon erlebt.

Anschließend, umwirbt es das Weibchen mehr oder minder aggressiv und bringt es dazu, ihm unter das Schaumnest zu folgen. Ab dem 2. Tag kann man bereits Mikrowürmchen geben.

Schließlich umschlingen sich beide in einer T-Stellung und das Weibchen stößt Eier aus, welche das Männchen dierekt befruchtete.  Das Männchen löst sich aus der Laichstarre, in welcher das Weibchen noch einige Zeit bleibt.

Es sammelt die Eier auf und steckt sie in das Schaumnest. Nicht selten wird von dem Weibchen geholfen. Dieser Akt kann bis zu 4 Stunden dauern. Anschließend wird das Weibchen verjagt und das Nest bewacht.

 

Wichtig ist es, jetzt das Weibchen aus dem Becken zu entfernen, damit dass Männchen diese nicht umbringen kann! In seltenen Fällen übernimmt hier das Weibchen die Brutpflege und kümmert sich um die Jungen (passierte mir bereits 3 mal!). Bei einer Temperatur von 27 – 28 Grad schlüpfen bei mir die Jungen nach bereits einem Tag, bei 20 – 25 Grad nach 3 – 4 Tagen. Diese hängen wie kleine Kommas an der Wasseroberfläche. Sie werden ca 2 Tage später anfangen selbstständig zu schwimmen. Dann sollte man sie aus dem elterlichen Aquarium entfernen und separat aufziehen. Wichtig ist im Aufzuchtbecken eine sehr gute Wasserqualität und auch eine gute Durchlüftung. Die kleinen Atmen zu Anfang noch über Kiemen, das Labyrinthorgan muss sich erst noch bilden.

Ab dem ersten Tag, an dem die kleinen frei schwimmen, sollte man mit Räder- oder Pantoffeltierchen Füttern. Ab dem 2. Tag kann man bereits Mikrowürmchen geben.  Ab dem 4 oder 5 Tag sollten frisch geschlüpfte Artemien oder Artemiaeier in dekapsulierter Form gefüttert werden. Die Kleinen wachsen recht schnell, so das sie Bereits mit 6 Monaten ausgewachsen sein können. Die Tiere fangen in der Regel ab 3 Monaten an, zu prahlen. Hier sind sie 2,5 – 3 cm groß. Ab da müssen sie getrennt werden! Deshalb empfiehlt sich eine einzelne Aufzucht der Jungtiere.